Heute wird die Sitzbank fertig. Es sind folgende Arbeiten zu erledigen:
- Herstellung von konischen Gratleisten
- Herstellen von Halteklötzchen
- Verputzen
- Oberflächenbehandlung
Nun kann die Sitzfläche auf die finale Länge zugeschnitten werden. Nur keine Fehler machen!
So. „Eigentlich“ wäre jetzt der Zeitpunkt, wo ich meine Hobel raushole und das Verputzen anfange. Eigentlich.
Leider waren alle für diese Arbeit brauchbaren Hobel nicht wirklich einsatzbereit. Ein Heinz hat sie in den letzten Monaten einfach zu sehr vernachlässigt. Da ist erst mal wieder – richtig – Schärfarbeit gefragt. Da habe ich jetzt weder Zeit noch Lust zu.
So muss ich dieses mal wohl oder übel doch mit der Schleifmaschine die letzten Arbeiten an der Oberfläche erledigen. Ärgert mich fast.
Heute habe ich diese Arbeit ausgelagert – Niklas freut sich…
Nun gut. Zugegeben. Er wollte – unbedingt – auch mal schleifen. „Oh – Papa! Das ist ja ganz schön anstrengend“. Ja wo will den die kleine Maschine mit dem jungen Mann da hin?
Ne. Das habe schon ich geschliffen. Dafür war mir das zu heiß. Aber ausprobieren wollte er trotzdem mal, was der Papa da so treibt.
Aber auch mit dem Rotex kann man eine ebene Fläche erzeugen.
War klar. Niklas wollte unbedingt die erste Sitzprobe machen.
Da ist mir eingefallen, dass die Gratleisten auch noch geschliffen werden könnten.Es ist wie auch sonst im Leben. Die Leute brauchen Ziele.
Also. Niklas holt sich die Gratleisten.
… nicht wundern, wenn hier irgendwo – doch – „Bratleisten“ steht. Die Auto Korrektur ärgert mich mal wieder…
Ganz in seinem Element der junge Mann – mit der „Kinder Schleifmaschine“.
War er da stolz, dass er am richtigen Tisch mit arbeiten darf!
Die Position des Untergestells habe ich mir auf der Unterseite der Sitzfläche angezeichnet. Das erleichtert die kommenden Arbeiten – und ich muss nicht ständig messen.
Nicht unbedingt meine Kernkompetenz 🙂
Da sollen die Gratleisten hin (… nein, immer noch nicht die Bratleisten).
Ein wenig Rechnen ist da auch mit dabei. Soll ja schön aussehen und gleichmäßig sein.
Nach wissenschaftlichem Arbeiten, langen Überlegen, Ausprobieren, Abwägen, diskutieren mit dem inneren Schweinehund – ist die Entscheidung endlich gefallen.
Die Sitzfläche möchte vier Gratleisten (und keine Bratleisten…) haben. Das geht sogar, weil ich den Zuschnitt recht „satt“ gemacht habe und aus einer auch zwei kurze rausbekomme. Das schadet auch nicht, weil die beiden mittleren innerhalb der Zarge sind und ich die auch so machen kann, dass sie nicht rausschauen (wie die beinen äusseren).
Geht doch.
Die Mitte wird markiert – die Messorgie geht los.
Die Gratleiste soll „ca.“ 2,2 cm breit werden.
Jetzt kommt der „Trick“.
Ich möchte eine konische Gratleiste machen.
Die läuft zum Ende hin enger zu. Der riesen Vorteil ist, dass eine so gefertigte Gratleiste nicht so klemmt, wie eine, die gerade ist. Bei rd. 50 cm Länge kann das ziemlich blöde enden. Wer schon einmal versucht hat, eine bereits eingeschlagene und verklemmte Gratleiste wieder rauszubekommen, weil – doch – etwas nicht gepasst hat, weiß, was ich meine….
Das Ganze ist nur nicht so ganz trivial. Die Toleranzen sind äußerst gering. Es muss einfach „passen“ – sonst kann die Gratleiste nicht das machen, was sie soll: halten und dem Holz dennoch das Arbeiten ermöglichen.
Also. Der Anfang der Gratnut wird breit (= 2,4 cm).
Das Ende wird schmal (= 2,2 cm).
Der Unterschied hört sich nicht gewaltig an. Macht aber enorm viel aus.
Meine selbst gebaute Fräschablone funktioniert super!
Doch bevor es richtig losgeht, markiere ich mir noch den Endpunkt, wo ich aufhören muss zu fräsen. „Vorne“ möchte ich nicht rauskommen – da möchte ich eine durchgehende, einheitliche Kante haben.
Es geht los mit dem Spiralnutfräser. Er soll das Gros der Arbeit erledigen und so den Gratfräser entlasten.
Die Nut. Man erkennt, dass auch nach unten noch ein klein wenig Fleisch belassen worden ist.
Den verbleibenden Rest erledigt dann der Gratfräser.
Fertig ist die konische Gratnut.
Das ginge – natürlich – auch per Hand. Das war mir aber zu aufwändig bei insgesamt 7 Gratnuten im sehr harten Ahorn Holz.
Fertig sind vier konische Gratnuten.
Gefällt mir sehr gut.
Die Rückenlehne wird auch aus zwei Brettern bestehen. Die sollen jedoch nicht miteinander verleimt werden. Sie werden am Gestell über die Gratleisten befestigt.
Auch hier wieder der gleiche Fräsaufbau wie schon bei der Sitzfläche.
Eine Oberfräse kann ganz schön Dreck & Staub machen. Da hole ich lieber mal die volle Montur inkl. Staubmaske raus.
Den Abstand zwischen den beiden Brettern mache ich praktischer Weise in der Stärke meiner Zulagen. Die klemme ich fest und gut ist. Der Abstand ist bei einer konischen Gratleiste wichtig. Würden die beiden Bretter gleich durch gefräst – ohne den späteren Abstand – würde sie nicht mehr passen.
Ich habe mich dazu entschieden, auch in der Mitte noch eine Gratleiste anzubringen. Der Abstand wäre mir sonst zu groß geworden. Hätte es wahrscheinlich nicht wirklich gebraucht – es schadet aber auch nicht.
Kleinere Ungenauigkeiten in der Gratnut sind mit dem Grundhobel schnell beseitigt.
Nun kann ich mich den Gratleisten widmen.
Das Maß zum Einstellen übertrage ich wieder direkt – ausgehend von der Mitten – Markierung, damit es gleichmäßig wird.
So soll sie dann mal aussehen.
Nun kann ich die Hochgeschwindigkeit Frässpindel an meiner Fräse mit dem Gratfräser montieren.
Das Maß für die Fräse nehme ich vom Urmeter ab.
Und schon kann es mit dem Fräsen losgehen. Wichtig sind die Andruckvorrichtungen. Es muss – sehr – genau gearbeitet werden. Die Vorrichtungen helfen, eine gewisse Konsistenz reinzubringen.
Zwischendrin immer wieder Maß nehmen, ob es auch – wirklich – passt.
Die erste Seite der Gratfeder ist fertig.
Die zweite Seite ist schwieriger. Es muss passen. Das probiere ich an meinem Teststück so lange aus, bis es – wirklich – passt.
So soll es sein – passgenau.
Sieht gut aus.
Die fertigen Gratleisten und -nuten.
Nun können die Gratleisten auf die finale Länge geschnitten werden.
Da liegen sie schon mal an Ort und Stelle, wo sie hin sollen.
Die beiden äusseren Gratleisten möchte ich absetzen. Das Maß wird angezeichnet.
Und dann mit der Handsäge abgesägt.
Im nicht sichtbaren Bereich reicht das.
Am Ende muss ausreichend Luft bleiben, damit die Leiste noch Platz zum Arbeiten hat.
So passt es.
Nun kommt der komplizierte Teil. Das (schmale) Ende der Der Gratnut muss ganz genau ausgemessen werden.
Dieses Maß wird dann auf die Gratleiste übertragen.
Hier sind sie wieder – die 2 mm vom Anfang. Dieses kleine Stückchen muss jetzt weg. Aber nicht über die ganze Länge sondern „fallend“ von hinten nach vorne.
Das kriege ich mit der Maschine nicht hin.
Jetzt kommt die große Stunde von meinem Grathobel (… ? kennt jemand einen Brathobel, den mir die Rechtschreibkorrektur vorschlägt?…).
So ein „Zufall“. Der Gratfräser hat den gleichen Winkel wie mein Hobel….
Es sind pro Leiste nur ein paar Hobelzüge notwendig. Anfangs stärker, nach hinten immer weniger werdend.
Mit ein wenig Gefühl schafft man es, eine konische Gratleiste herzustellen.
Konzentration!
Geleimt wird nur vorne, an der Stelle, wo sie sich nicht bewegen soll. Arbeiten kann sie dann nach hinten.
So weit geht die Gratleiste ohne übermäßige Krafteinwirkung in die Gratnut rein.
So soll es sein – sie zieht sich erst auf den letzten paar cm fest.
Erst die letzten paar cm müssen dann mit ein paar Hammerschlägen eingetrieben werden.
Nun kommt die große Stunde von dem kleinen Stückchen, dass ich vorhin abgesägt habe.
Das kann ich hier wunderbar nutzen, um die Gratleiste auch hinten zu verschliessen. Sieht einfach ordentlicher aus.
Gefällt mir gut so.
Fertig ist die Sitzfläche.
Das Gleiche wie oben schon dargestellt, nun auch noch bei der Rückenlehne.
Noch nicht verputzt – man sieht aber schon, dass es sehr gut geklappt hat. Da freue ich mich 🙂
Wichtig ist bei der Gratleiste noch, dass sie „stehende Jahresringe“ hat. Würden die Jahresringe „liegen“, kann die Gratleiste nicht richtig halten und evtl. bricht der Grat sogar ab.
Nun kann es an’s Verputzen gehen.
Mein Arbeitstier – der LN Nr. 62 – läuft sehr gut.
Ich habe beschlossen, dass mir die Gratleisten in dieser massiven Form zu wuchtig sind.
Also schneide ich eine Ecke ab.
Das mache ich an der Kreissäge am Parallelanschlag und einem Vorsatzbrett.
Das Vorsatzbrett braucht es, weil ich mit dem Sägeblatt ganz nah an den Parallelanschlag ran muss und sonst in den Anschlag sägen würde – braucht kein Mensch.
Gefällt mir viel besser so.
Schon kommt ein wenig Leichtigkeit in das Ganze rein.
Eine so schlichte Bank wie diese, lebt von dem wenigen, was sie hat. Also muss alles ganz genau werden, damit es auch wirken kann.
Wie bei so vielen schönen Dingen in der Welt. Man bleibt erst an den schönen Details hängen und die machen dann den Unterschied.
Also muss alles ganz genau geprüft werden.
… wirklich gerade und einheitlich?
Hm. Das ist noch nicht optimal. Die vordere Kante könnte in die Kniekehle drücken.
Und nu?
Da wird doch gar nicht lange gefackelt!
Da mache ich einfach eine kleine Schräge hin.
Doch noch ein wenig Arbeit mit dem Hobel.
Bis zum Strich auf beiden Seiten muss ich noch.
Gar nicht so viel, warm wird mir aber trotzdem. Auch nicht schlecht. Schadet mir gar nicht – sagt der zu heiß gewaschene Gürtel …
Lina ist auf die Idee gekommen, dass die „lustigen“ Späne schön für die Verpackung von den Weihnachtsgeschenken genutzt werden können. Weil der Papa aber „nicht die richtigen Späne“ macht, macht sie die Dinger lieber selber.
Das habe ich mir abgewöhnt, das weiter zu hinterfragen… 🙂
Jetzt hätte ich – fast – doch noch etwas vergessen:
Die Halteklötzchen.
Also. Zarge noch mal abmachen und eine Nutz gefräst.
An der Tischfräse ist das mit dem Verstellnuter schnell erledigt; ginge aber – natürlich – auch mit einer Oberfräse und dem Anschlag. Macht halt nur mehr Dreck.
Hm – blöd. Jetzt kommt die Nut genau in den Schraubenlöchern raus.
Aber – dumm kann man sein, man muß sich nur zu helfen wissen. Da leime ich an der Stelle eben ein kleines Stückchen Holz rein und die Schraube hat wieder Halt. Nicht unbedingt de lege artis; hier im nicht sichtbaren Bereich soll es aber mal reichen.
Weiß ja keiner …. 🙂
Nun kann ich mich an die eigentlichen Halteklötzchen machen. Die Höhe vom Falz an den Klötzchen nehme ich von der eben gemachten Nut direkt ab.
Dann kann der Falz auch schon gefräst werden. Hier muss man darauf achten, dass die Klötzchen „quer“ laufen. Einfacher wäre es natürlich längs gewesen. Dann ist später die Last allerdings entlang der Fasern – und die Halteklötzchen werden ihrem Namen nicht mehr gerecht.
… das würde sonst brechen.
Also habe ich mir von dem Brett jeweils an den Enden je einen Falz gefräst und habe dann an die Säge gewechselt. Wieder mit meinem „spezial“ Anschlag.
Recht viel Kurbelei, geht aber…
Das Rohmaterial für die Halteklötzchen ist fertig.
Weil’s ja schön werden soll, breche ich die Kanten noch mit dem Lie Nielsen Nr. 102.
Nun kann ich mir von den Roh Stückchen die einzelnen Klötzchen abschneiden. Fritz & Franz helfen mir, meine Hände zu schützen.
Das Vorbohren erledigt die Tischbohrmaschine.
Und weil’s ja schön werden soll, werden die Löcher auch noch abgesenkt.
An sich nichts Großes – mir gefallen solche Kleinigkeiten aber sehr. Kein Plastik Zeug sondern Holz. Das macht dann den Unterschied zu den Möbelhäusern.
Es steckt doch einiges an Arbeit in einem so unscheinbaren und später unsichtbaren Bauteil.
So kann ich nun die Sitzfläche an den Beinen befestigen und dem Holz gleichzeitig das Arbeiten ermöglichen.
Ein gern gemachter Fehler ist es, die Sitzfläche mit vier Schrauben nach oben mit den Beinen zu befestigen. Das hält. Und gleich so gut, dass das Holz – vorhersehbar – reissen wird.
Das gleiche an der Rückenlehne. Die ist über die Gratleiste an den Beinen befestigt. Die beiden Bretter können zur Mitte hin arbeiten und werden dennoch über die Gratleisten gehalten.
So gefällt mir das – ich freu mich.
Die (fast) fertige Bank.
Die finale Montage mache ich dann erst im Wohnzimmer. So wird der Transport über die Kellertreppe einfacher.
So ein Zufall – in der Mitte der Rückenlehne ist ein lachender Mund. Wenn das mal kein gutes Omen ist.
Bei der Oberflächenbehandlung habe ich mich für die gleiche wie schon beim Tisch entschieden.
Das habe ich insgesamt 2 mal aufgetragen.
Fertig.
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Die Oberflächenbehandlung ist unter „Oberflächenbehandlung – Esstisch, Couchtisch & Barhocker“ dargestellt.